Historie

Deutsches Sattelschwein
Hartmuth Boettcher und Thomas Paulke

Das Deutsche Sattelschwein ist in den 60er Jahren durch die Zusammenführung von Beständen des Angler Sattelschweines und des Schwäbisch Hällischen Schweines in Mittel– und Ostdeutschland entstanden. Beide Rassen hatten damals das gleiche Zuchtziel. Um die kleinen Bestände zu bündeln, entschloss man sich ein gemeinsames Herdbuch einzurichten und diese Tiere unter dieser Bezeichnung zu führen. Die Rasse war ebenso wie das Deutsche Cornwall in diesen Kleinbeständen sehr beliebt und erreichte zeitweise einen Anteil am Sauenbestand von 10 - 15 %. Das Cornwallherdbuch wurde dann geschlossen und die Tiere verschwanden. Das Deutsche Sattelschwein wurde ab 1975 in Hirschfeld/Sachsen in einem sogenannten Gernreservebetrieb konzentriert und züchterisch weiter betreut (ab 1975 ca. 150 Sauen). Hier sind Herr Willi Silke und Hans Otto Löwe als Züchter zu nennen. Ein Teil der Arbeit wurde auch von Ruhlsdorf ausgeführt, da ist der Name Martin Ehlich zu nennen, der sich auch nach der Wende um den Erhalt der Zuchttiere sehr bemüht hat. Die Tiere wurden auf ganz Deutschland verteilt. Als Halter in Berlin und Brandenburg fingen damals die Betriebe in Marienhöhe, Schmerwitz, Dahlem, Rädel, Thom und die Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht und Tierhaltung e. V. Ruhlsdorf mit der Zucht an. In Ruhlsdorf wurde bis 1996 eine Herde von 7 Sauen gehalten und Zuchttiere verkauft.

Angler Sattelschwein
Das Angler Sattelschwein ist ein bodenständiges veredeltes Landschwein, das aus dem großohrigen jütischen Landschwein durch verschiedene ältere Einkreuzungen entstanden ist (HOFMANN u. SCHLEGEL, 1958). In den 1920er Jahren entschlossen sich einige Züchter, mehrere Tiere der Wessex-Saddleback-Rasse aus England einzuführen. Diese Züchter schlossen sich am 5. Dezember 1929 zusammen und gründeten den „Verein der Züchter des Angler Sattelschweines“ mit der Herdbuchstelle in Süderbrarup (ZDS-Schlüssel 02). Zwei weitere Wessex-Saddleback-Eber wurden im Jahre 1930, fünf im Jahre 1935 und drei im Jahre 1939 importiert. Die Anerkennung als Rasse sprach man den Angler Sattelschweinen 1938 aus (FLEMMING).

Hauptverbreitungsgebiet ist Angeln in Schleswig-Holstein mit den Kreisen Flensburg und Schleswig mit 700 Ebern und 3.300 eingetragenen Sauen (Flemming).

Schon 1986 wurden aus Hirschfeld von Dr. Wandhof aus Schleswig-Holstein Tiere in das Ursprungszuchtgebiet zurückgeholt.

Englisches Sattelschwein
(aus: “The pig, a British history, Julian Wiseman, Duckworth1986, 2000 2. Auflage, S. 95 – 96)

Das englische Sattelschwein spielte eine sehr große Rolle bei der Herausbildung der Deutschen Sattelschweine, dabei ist die Entstehungslinie vom Angler Sattelschwein von Bedeutung.

Entstanden ist es aus regionalen Rassen im „New Forest“ Gebiet in Südengland. Vermutet wird, dass dabei die chinesischen Einflüsse bewusst herausgehalten wurden. Gründe sind in der mangelnden Robustheit der chinesischen Nachkommen zu suchen, die mit den rauen Bedingungen dort nicht zurechtkamen und ein weiterer Grund ist, die Bevölkerung mochte den Geschmack das Fleisch von den chinesischen Nachkommen nicht. Damals wurde noch zwischen den Wessex und Essex Saddlback unterschieden. In den frühen Aufzeichnungen über die britische Geschichte wurden diese Schweine nur am Rande erwähnt und wenig beschrieben. Im Herdbuch wurden sie beide seit 1918 geführt. Die erste Erwähnung von „Sheeted Pigs“ war von Huntingdon 1811, 1808 von Parkinson und 1794 von Warne (Insel Wight). Die Sattelung soll nicht von den chinesischen Schweinen gekommen sein, sondern von den Italienischen Sienna Schweinen, die heute Cinta Senese heißen. Diese wiederum sollen etwas chinesisches Blut haben, vermutet man. Cinta Senese gibt es aber schon wesentlich früher (13 Jh.). Hoesch (1904) diskutiert in seinem Schweinzuchtbuch ebenfalls die damals vorwiegend vorherrschende Meinung, das pigmentierte Schweine robuster und krankheitsresistenter wären als weiße Rasse. Wiseman erwähnt, dass in England die vorwiegende Meinung vorherrschte, dass weiße Rassen besser für die Fleischproduktion geeignet sind, als pigmentierte Rassen. Es erfolgten dann Kreuzungen mit Berkshire und einige Züchter legten großen Wert auf die Sattelung, sodass sich diese halten konnte. 1825 wurden von Dorset aus die ersten Tiere nach Amerika verschifft, aus denen dann das amerikanische Hampshire entstanden ist. Diese waren damals aufgrund ihrer sehr großer Magerkeit nicht sehr beliebt, wurden aber von Enthusiasten erhalten, die ihre Schweine von chinesischem Blut freihalten wollten.

Die frühen Quellen verweisen auf eine sehr gute Schinkenspeckqualität der Kreuzungen der frühen Saddleback mit Large White.

Schwäbisch Hällisches Schwein
Das Schwäbisch-Hällische Schwein ist aus dem hochwertigen alten „Hällischen“ Schwein, das durch seine Härte und Fruchtbarkeit mit hervorragendem Aufzuchtvermögen berühmt war, hervorgegangen (ZORN, 1954).

König Wilhelm I von Württemberg („der Bauer auf dem Thron“) importierte um 1820 chinesische Maskenschweine, um sie mit den einheimischen Landrassen verpaaren zu lassen. Es folgten Kreuzungen mit verschiedenen englischen Schweinerassen (meist Berkshire).

Seit 1929 ist die Rasse eigenständig. Für alte Kreiszuchtverbände stehen die Buchstaben H und HH für (Schwäbisch) Hall, Ö für Öhringen, M für Bad Mergentheim, K für Künzelsau, C für Crailsheim, Gb für Gerabronn, B für Backnang.

Damit konzentrierte sich die Zucht auf das Hohenloher Land mit den Kreisen Schwäbisch Hall, Künzelsau, Öhringen und hatte hier einen Anteil von fast 100 %. Auf Württemberg bezogen waren es immer noch 40 % um 1950.

Mögliche Wege zur Entstehung der Sattelschweine
Mögliche Wege zur Entstehung der „Sattelschweine“